Donnerstag, 14. Dezember 2006
Raubkopierer und die Industrie
Wisst ihr was mich immer wieder ärgert? Diskussionen über Raubkopien. Diese werden nicht mehr sachlich geführt. Und warum? Weil das ein Verbrechen ist, was nahezu jeder begeht. Entschuldigung, es ist per Definition ein Vergehen. Das macht Raubkopien aber nicht legaler. Aber die Diskussion wird von den Raubkopieren gerne verzerrt. Dazu werden immer die folgenden Argumente angeführt, die ich jetzt nacheinander entkräften möchte:

1.) Die Industrie (egal welche) dreht ihre Raubkopierverluste immer viel zu hoch. Die meisten Menschen, die das Produkt (den Film, die CD, die Software...) als Raubkopie haben, hätten es nicht gekauft. Daher ist der Verlust nicht gleich Raubkopienzahl * Preis, sondern deutlich geringer.

Okay, folgendes "Gedankenexperiment" dazu:
Grundvorraussetzungen:

1.) Das obige Argument ist gültig und wird vor Gericht anerkannt.
2.) Wir sind ein Besitzer eines Kaufhauses.

Folgender Gedanke: In unserem Kaufhaus werden mehrere Produkte gestohlen. Viele verschiedene Gegenstände. Entsprechend ist der Schaden recht hoch. Nehmen wir an, unsere DVD Abteilung wurde komplett ausgeräumt, und die DVDs hatten einen Wert von 2 Mio €.

Die Täter können nicht gefasst werden. Wir reichen also unsere Schadensforderung bei der Versicherung ein, um den Schaden ersetzt zu bekommen. Mit dem oben genannten Argument, der größte Teil wäre ohnehin nicht gekauft werden, erhalten wir lediglich 5000€ für die geschätzten Exemplare die verkauft worden wären. Mit dem obengenannten Argument, erhält die Versicherung vor Gericht recht.

Also? Wie gut ist das Argument? Jedes geklaute Produkt, entspricht einem, das nicht verkauft wurde. Das Argument, die meisten hätten sie nicht gekauft korrekt. Sie haben es schließlich geklaut. Wer das Produkt klaut kauft es nicht. Das Argument wird besonders gerne auf Filme und CDs angewendet. Den Film hätte ich ohnehin nicht gekauft, er interessiert mich nicht, ich hab ihn nur runtergeladen um ihn einmal zu sehen. Aber ich hätte ihn nicht gekauft.

Wer ihn runterläd kauft ihn deshalb nicht, weil er/sie ihn runtergeladen hat. Da diese Version nicht verkauft wird, ist sie zweifelsfrei als Verlust zu betiteln. Die Rechnung der Industrie Raubkopien * Preis = Verlust ist absolut korrekt.

Weitere Argumente werde ich in den nächsten Tage entkräften. Kommentare willkommen.

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Freitag, 8. Dezember 2006
Der Amoklauf von Emsdetten
Was ist nun los in Deutschland? Es gab erneut einen Amoklauf, nun in Emsdetten. Ein introvertierter Einzelgänger lief Amok, verletzte mehrere Personen und tötete anschließend sich selbst. Nebenher veröffentlichte er einen Abschiedsbrief im Internet. Und was macht nun Deutschland daraus?

Viele Jugendliche springen auf den Trittbrettfahrer Zug auf und kündigen Amokläufe im Internet an. Die Politik erfährt der Jugendliche spielte "Killerspiele" und die Konservativen Politiker fordern erneut ein Verbot der selben. Das der Junge Waffen besaß ist scheinbar vollkommen unteressant. Und irgendwie stellt niemand wirklich die eigentlich entscheidende Frage: "warum lief der Junge Amok". Ach ja, stopp wir haben ja die "Killerspiele", Ursache gefunden.

Was geschieht aber nun, wenn wir die "Killerspiele" außen vor lassen? Wo müssen wir dann nach Gründen suchen und warum tuen wir es nicht? Die Antwort ist einfach und wir wollen sie nicht hören. Die Gesellschaft hat versagt. Das System hat versagt.

Deshalb fragen wir nicht nach. Wir müssten eingestehen, dass sich niemand dafür interessiert hat, was im Kopf des Amokläufers vorgeht. Niemand war für ihn da, keine Freunde, seine Eltern hat es ja offensichtlich auch nicht interessiert und auch die Lehrer haben sich nicht gekümmert. Das sind harte Worte, aber wie kommt es sonnst dazu?

Betrachten wir die Zeilen seines Abschiedsbriefes. Zu finden ist dieser unter anderem hier.

Der Anfang dieses Briefes ist eine rabiate Gesellschaftskritik, der spätere Teil artet in Hass aus. So der Junge hat also keine Freunde in der Schule und das fällt keinem Lehrer auf? Der Junge ist entsprechend den ganzen Tag zu Hause und sitzt am Pc und hat keine Freunde und es fällt den Eltern nicht auf? Das zeigt es. Niemand hat sich um den Jungen gekümmert oder sich offenbar für ihn interessiert. Und dann hatte er bereits Probleme und niemand nimmt ihn zur Kenntniss, das ist ein Kreislauf der nur abwärts führt, weil niemand da ist, der ihm den weg nach oben zeigt.

Wie konnte es aber soweit kommen, dass ein Jugendlicher so viele Probleme hat und das niemand zur Kenntnis nimmt? Hier kommt eigentlich die Antwort zustande, die niemand hören will. Die Gesellschaft hat versagt. Noch vor 100 Jahren wäre sowas eigentlich undenkbar gewesen. Aber die Gesellschaft, die Welt hat sich radikal verändert, katalysiert durch die beiden Weltkriege und den anschließenden Kalten Krieg. Dies hat die Forschung so schnell vorangetrieben, da man dem Feind vorraussein musste.

Das hat nicht nur Militärzwecken sondern auch dem Alltag geholfen. Aber hier kommt das Hauptproblem, die Gesellschaft kommt der Entwicklung nicht hinterher. Die traditionelle Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter verschwindet, der Einfluss der Kirche auf Moral und Werte schwindet, die Technik entwickelt sich weiter und die Kinder können damit besser umgehen, das ihre Eltern, weil diese noch den langsameren Fortschritt gewohnt sind und sich nicht anpassen können.

Durch diese gravierenden Veränderungen bricht die Zeit der "Schlüsselkinder" an. Kinder von denen beide Elternteile berufstätig sind und die nach Hause kommen und niemand ist daheim. Eigentlich kein Wunder, dass wir soviel Wert auf neue Ganztagsschulen legen, sie sollen dieses Problem umgehen. Neue Medien und neue Konsummöglichkeiten schaffen große Unterschiede zwischen sozialen Schichten. Und irgendwann gerät jemand in die Räder dieser unermüdlichen Maschine. Und sucht nach einem Ausweg. Manche finden keinen und suchen das Ende und manche wollen eben noch viele andere mitnehmen.

Wir müssen viel überdenken, wenn soetwas passiert, aber die Antwort könnte unangenehm werden.

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