Mittwoch, 9. Mai 2007
Ursachenforschung?
Was kommt hier eigentlich dabei heraus, wenn Politiker Ursachenforschung betreiben? Nun häufig kommt tatsächlich etwas heraus. Die Frage ist allerdings ob sie wirklich die Ursache für etwas beseitigen wollen oder geziehlt die Augen vor der Wahrheit verschließen?

Nehmen wir den steigenden Alkoholkonsum unter Jugendlichen. Analyse der Politiker:

1. Jugendliche betrinken sich mit AlkoPops, weil die so billig sind. -> Ursache: billige AlkoPops sind schuld am Alkoholkonsum der Jugendlichen. Lösung: Sondersteuer auf Alkopops.

2. Nun stirbt ein Jugendlicher an den folgen des Alkoholkonsums auf einer Flatrateparty-> Ursache: Existenz von Flatratepartys verleitet zum trinken. Lösung: Flatratepartys verbieten.

Einige Menschen befürworten diese Lösungsvorschläge. Nun hier ist die Frage, löst das wirklich das Problem: "Jugendliche trinken immer mehr Alkohol"?

Die einfache Frage ist, trinken Jugendliche immer mehr Alkohol, weil er so billig ist, oder gibt es andere Gründe? Aber diese Frage stellt niemand mehr. Die Lösung ist ja da Alkohol ist billig verfügbar, das ist schuld, ende. Es gibt keine anderen Gründe, wie Lehrstellenknappheit, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Gruppendruck oder ähnliches. Oder wir würden vielleicht andere Gründe finden. Ander die wollen wir vielleicht nicht hören.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 8. Dezember 2006
Der Amoklauf von Emsdetten
Was ist nun los in Deutschland? Es gab erneut einen Amoklauf, nun in Emsdetten. Ein introvertierter Einzelgänger lief Amok, verletzte mehrere Personen und tötete anschließend sich selbst. Nebenher veröffentlichte er einen Abschiedsbrief im Internet. Und was macht nun Deutschland daraus?

Viele Jugendliche springen auf den Trittbrettfahrer Zug auf und kündigen Amokläufe im Internet an. Die Politik erfährt der Jugendliche spielte "Killerspiele" und die Konservativen Politiker fordern erneut ein Verbot der selben. Das der Junge Waffen besaß ist scheinbar vollkommen unteressant. Und irgendwie stellt niemand wirklich die eigentlich entscheidende Frage: "warum lief der Junge Amok". Ach ja, stopp wir haben ja die "Killerspiele", Ursache gefunden.

Was geschieht aber nun, wenn wir die "Killerspiele" außen vor lassen? Wo müssen wir dann nach Gründen suchen und warum tuen wir es nicht? Die Antwort ist einfach und wir wollen sie nicht hören. Die Gesellschaft hat versagt. Das System hat versagt.

Deshalb fragen wir nicht nach. Wir müssten eingestehen, dass sich niemand dafür interessiert hat, was im Kopf des Amokläufers vorgeht. Niemand war für ihn da, keine Freunde, seine Eltern hat es ja offensichtlich auch nicht interessiert und auch die Lehrer haben sich nicht gekümmert. Das sind harte Worte, aber wie kommt es sonnst dazu?

Betrachten wir die Zeilen seines Abschiedsbriefes. Zu finden ist dieser unter anderem hier.

Der Anfang dieses Briefes ist eine rabiate Gesellschaftskritik, der spätere Teil artet in Hass aus. So der Junge hat also keine Freunde in der Schule und das fällt keinem Lehrer auf? Der Junge ist entsprechend den ganzen Tag zu Hause und sitzt am Pc und hat keine Freunde und es fällt den Eltern nicht auf? Das zeigt es. Niemand hat sich um den Jungen gekümmert oder sich offenbar für ihn interessiert. Und dann hatte er bereits Probleme und niemand nimmt ihn zur Kenntniss, das ist ein Kreislauf der nur abwärts führt, weil niemand da ist, der ihm den weg nach oben zeigt.

Wie konnte es aber soweit kommen, dass ein Jugendlicher so viele Probleme hat und das niemand zur Kenntnis nimmt? Hier kommt eigentlich die Antwort zustande, die niemand hören will. Die Gesellschaft hat versagt. Noch vor 100 Jahren wäre sowas eigentlich undenkbar gewesen. Aber die Gesellschaft, die Welt hat sich radikal verändert, katalysiert durch die beiden Weltkriege und den anschließenden Kalten Krieg. Dies hat die Forschung so schnell vorangetrieben, da man dem Feind vorraussein musste.

Das hat nicht nur Militärzwecken sondern auch dem Alltag geholfen. Aber hier kommt das Hauptproblem, die Gesellschaft kommt der Entwicklung nicht hinterher. Die traditionelle Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter verschwindet, der Einfluss der Kirche auf Moral und Werte schwindet, die Technik entwickelt sich weiter und die Kinder können damit besser umgehen, das ihre Eltern, weil diese noch den langsameren Fortschritt gewohnt sind und sich nicht anpassen können.

Durch diese gravierenden Veränderungen bricht die Zeit der "Schlüsselkinder" an. Kinder von denen beide Elternteile berufstätig sind und die nach Hause kommen und niemand ist daheim. Eigentlich kein Wunder, dass wir soviel Wert auf neue Ganztagsschulen legen, sie sollen dieses Problem umgehen. Neue Medien und neue Konsummöglichkeiten schaffen große Unterschiede zwischen sozialen Schichten. Und irgendwann gerät jemand in die Räder dieser unermüdlichen Maschine. Und sucht nach einem Ausweg. Manche finden keinen und suchen das Ende und manche wollen eben noch viele andere mitnehmen.

Wir müssen viel überdenken, wenn soetwas passiert, aber die Antwort könnte unangenehm werden.

... link (2 Kommentare)   ... comment